Die ersten bunten Blätter rascheln auf den Gehwegen. Gewiss auch weil das Jahr so trocken und unsere Natur so furchtbar durstig ist. Gleichzeitig kündigt der Spätsommer hierdurch bereits leise den Herbst an. Das bedeutet für die unterirdische Festungswelt, dass bald wieder Fledermäuse ihre Winterquartiere beziehen wollen und dies die letzte Gelegenheit für mich ist, dort hinabzuklettern ohne die possierlichen Flatterflügel zu stören. Für die Fledermäuse bedeutet eine Störung ihres Winterschlafes womöglich das Lebensende, weshalb ihre Winterquartiere etwa zwischen Oktober und Ostern nicht betreten werden dürfen.
Daher nutze ich nun die letzten schönen Sommertage um Gangsysteme zu erkunden und zu kartieren, die mir bisher noch unbekannt waren. Zu ihnen gehört das Fort Karl, sowie angrenzende Unterwelten. Sie sind bisher noch nicht touristisch erschlossen und teilweise verschüttet oder schwer zugänglich. Die Stadt hält die Gänge soweit instand, dass sie betretbar bleiben, nicht weiter verfallen und gleichzeitig den Fledermäusen ein wichtiges und unentbehrliches Winterquartier im Herzen der Altstadt bieten. Diese Gänge sind das wohl größte noch zusammenhängende System der Mainzer Unterwelt. Bis ich es komplett kartiert habe steht mir noch einiges an Arbeit bevor.
Ich finde es gut, wie an diesem Beispiel zu sehen ist, wie Naturschutz (Fledermäuse) und Denkmalschutz zusammen arbeiten. Das ist ja wohl auch bei der Zitadelle inzwischen der Fall. Macht Ihr zu diesem Thema mal eine Publikation? Oder gewinnt die AZ zu einer Artikelserie ( die dann später nach bewährtem Muster zu einer Publikation ausgebaut werden kann)?
Lieber Klaus,
ja – auch an der Zitadelle wird inzwischen bei den Restaurierungsmaßnahmen sowohl Denkmal- als auch Naturverträglich gearbeitet. Es ist schön zu sehen dass nach all den Jahren in denen kein Konsens gefunden werden konnte, doch noch ein gemeinsamer Lösungsweg beschritten wird. Tatsächlich habe ich genau zu diesem Themenfeld meine Masterarbeit verfasst. Derzeit arbeite ich mit einem Team aus Historikern, Bauforschern und Archäologen daran, das gesammelte Wissen über die Zitadelle für eine Publikation aufzuarbeiten. Dabei wird auch der Themenkomplex Naturschutz an der Zitadelle ein eigenes Kapitel erhalten. Voraussichtlich im nächsten Jahr soll das Buch erscheinen und es wird dann zu gegebenem Zeitpunkt auch auf dieser Homepage angekündigt.
Herzliche Grüße
Julia
Es ist wirklich eine Wohltat die aktuellen Entwicklungen an der Zitadelle zu beobachten.
Der Zustand des Verfalles und des Vandalismus auf einem so geschichtsträchtigen Bauwerk der Festung Mainz war mir immer ein Dorn im Auge.
Schön, dass nun Natur- und Denkmalschutz gleichermaßen angegangen werden!